NEUES ZU ALTEN KULTUREN ÄGYPTENS

NEUES FORUM DER ASTROARCHÄOLOGIEFREUNDE

Geschrieben von WGS am 09. April 2001 02:32:03:

Viel SPAß dabei

6000 Jahre alte Felskunst in Ägypten entdeckt: Den Vorfahren der Ägypter auf
der Spur Bis zu 6.000 Jahre alte Felszeichnungen fanden britische Archäologen in der Wüste östlich des Nils. An 30 bislang unbekannten Orten konnten sie Zeichnungen von Rindern, Booten, Straußen, Giraffen, Nilpferden und auch von Männern und Frauen aufspüren. Diese, so meint Dr. Wilkinson vom Christ’s College in Cambridge, lebten in dem Gebiet bereits um 4.000 vor Christus, also lange vor den ersten Pharaonen oder den ersten Pyramiden.
Schon seit langem ist das alte Ägypten für Archäologen ein Rätsel. Die ägyptische Hochkultur schien wie aus dem Nichts entstanden zu sein, kaum etwas war über die Zeit vor den großen Baumeistern bekannt. Dies könnte sich mit den neuen Funden schlagartig ändern, so Wilkinson. Ägyptologen glauben nun, dass die Vorfahren der Pyramidenbauer die selben Menschen gewesen sein könnten wie die, die sich vor 6.000 Jahren in den Felsen verewigt haben. Obwohl es schwierig ist, die Felskunst genau zu datieren, so kann man doch über stilistische Parallelen ein Alter von 4.000 vor Christus und älter annehmen. Die frappierenden Übereinstimmungen von Felskunst und bemalter Keramik aus dieser Zeit im Niltal, machen es für Wilkinson sehr wahrscheinlich, dass beides dieselben Menschen fertigten. Erst vor drei Jahren begannen britische Teams systematisch die Wüste zwischen Nil und Rotem Meer zu untersuchen. Vorher konzentrierte sich die Forschung auf das Niltal und kaum jemand konnte sich ernsthaft vorstellen, dass sich in den Weiten der unwirtlichen und unzugänglichen Wüste ein riesiger Informationsschatz befinden könnte. Doch diese Gegend war nicht immer Wüste. Bis 3.500 vor Christus, so Wilkinson, war die Landschaft östlich des Nils mit der Savanne des heutigen Ostafrika vergleichbar. Wie dort gab es Wasserlöcher, saisonale Flüsse und eine ähnliche Fauna.
Dr. Wilkinson und seine Kollegen untersuchten die Wüste zwischen den beiden
Hauptverkehrswegen dem Wadi Hammamat und dem Wadi Barramiya. "So ziemlich
überall wo wir hinkamen, fanden wir Felskunst", so Wilkinson. "Vor einigen Wochen waren es 30 neue Stellen, die nie zuvor aufgenommen oder erwähnt wurden."
Die Fundstellen variieren erheblich in ihrer Größe. Angefangen von einem Felsbrockenm mit wenigen Tieren oder Booten, bis hin zu weiten Felsflächen mit Bildern von Menschen und Tieren, Jagdszenen, Bootsverbänden und Giraffen, Straussen und Elefanten.
20 der neuen Fundstellen liegen im Wadi Salam, manchen tragen die Zeichnungen
mehrerer Generationen. Wadis sind ausgetrocknete Flussläufe, die nur periodisch
Wasser führen und in deren Nähe sich die einstigen Reisenden aufgehalten haben. So fanden die Wissenschaftler auch Zeichen von Beduinen, Römern, Griechen, und von Reisenden aus der Zeit der Pharaonen. Die interessantesten jedoch waren die
Zeichnungen von unbekannten Hirtenleuten, die ihre Rinder zwischen Nil und Rotem
Meer von einer Wasserstelle zur nächsten führten.
Einige der Boote im Felsen sind einfach, andere hingegen scheinen religiöse
Bedeutung zu haben. Wie die späteren ägyptischen Götter ziert die Figuren in den
Booten ein großer Federschmuck in den Haaren. Andere Bilder zeigen eindeutig
Häuptlinge mit Straußenfedern bekleidet.
Vorgeschichtliche Handelstätigkeiten in dieser Gegend sind belegt. So wurden
Korallen, Muscheln und Obsidan (schwarzes vulkanisches Glas) vom Roten Meer an
den Nil geliefert. Das Bild, das nach den neuen Funden entsteht, zeigt das indigener Nomaden, die mit ihrem Vieh von Ort zu Ort ziehen, bis sie durch die Wüstenbildung gezwungen waren sich im Niltal niederzulassen. Die Vorgeschichte Ägyptens ist demnach nicht im Niltal, sondern in einem weiten Gebiet auf beiden Seiten des Flusses zu suchen. Erst mit dem Klimawandel ließen sich die Menschen am Nil nieder und gaben so den Anstoß für die ägyptische Hochkultur.
[Quelle: Birgit Stöcklhuber, 04.01.01]


Schon vor 4,4 Milliarden Jahren eine feste Oberfläche auf der Erde

"Vor 4,4 Milliarden Jahren sollte die Erdoberfläche eigentliche noch ein Magma-Ozean
gewesen sein", sagt John Valley von der Universität von Wisconsin in Madison.
Zusammen mit Kollegen aus Australien und Schottland datierte er Zirkon-Kristalle aus
einem in Westaustralien gefundenen Sediment auf eben dieses Alter.

"Dieses Resultat deutet darauf hin, dass die Erde schneller abkühlte als
bislang angenommen", ergänzt Valley. Außerdem ergab die
Untersuchung des Kristalls, dass er mit flüssigem Wasser Kontakt
hatte. Bisher nahm man an, dass Ozeane erst vor rund 3,85 Milliarden
Jahren aus einer Venus-ähnlichen Atmosphäre kondensierten.

"Das ist der früheste Hinweis auf flüssiges Wasser auf unserem Planeten", sagt
Margret Leinen von der National Science Foundation. "Wenn Wasser so früh in der
Erdgeschichte auftauchte, dann ist es auch denkbar, dass zur gleichen Zeit die
ersten primitiven Lebensformen entstanden." Die bisher ältesten biochemischen
Hinweise auf die Existenz von Leben sind ebenfalls 3,85 Milliarden Jahre alt, die
ältesten Mikrofossilien 3,5 Milliarden Jahre.

Wenn tatsächlich so früh Leben entstanden sein sollte, dann war es gleich harten
Bewährungsproben ausgesetzt. Denn die ersten 500 bis 600 Millionen Jahre nach
ihrer Entstehung war die Erde einem intensiven Meteoriten-Bombardement
ausgesetzt. "Möglicherweise ist das Leben mehrmals entstanden und wieder
vollständig ausgelöscht worden", mutmaßt Valley.

Die Beprobung und Analyse einzelner winziger Zirkon-Kristalle ist eine oft angewandte
Methode gerade bei der Datierung sehr alter Gesteine.

[Quelle: Axel Tillemans, 12.01.01]


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Untersuchungen an Korallenriffen unterstützt Eiszeiten-Theorie des
Astronomen Milankovic

Aufgrund von radiometrischen Altersdatierungen an Korallenriffen hat ein
internationales Forscherteam jetzt einen weiteren Hinweis auf die Richtigkeit der
sogenannten Milankovic-Theorie gefunden. Das berichtet die Zeitschrift Science. Der
1958 verstorbene Astronom Milutin Milankovic glaubte, dass die Entstehung der
Eiszeiten astronomische Ursachen hat.

Claudine Stirling von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und ihre
Kollegen führten Untersuchung an Korallenriffen in der Nähe der Pazifik-Insel
Henderson durch. Die Forscher konnten nachweisen, dass der Meeresspiegel vor
330.000 Jahren und vor 630.000 Jahren jeweils Höchststände aufwies. Das deckt sich
mit Milankovic-Theorie, die für diese Zeiträume Warmzeiten vorhersagt.

Da Korallen zum Wachsen Licht benötigen, spielt sich das Korallenwachstum nur bis
in Tiefen von rund 40 Metern ab. Das erlaubt den Forschern Rückschlüsse auf die
Höhe des Meeresspiegels. Den Zeitpunkt der Bildung der Korallenriffe bestimmten
Stirling und ihre Kollegen anhand radiometrischer Altersdatierungen an Uran und
seinem Zerfallsprodukt Thorium. Uran ist in sehr geringer Konzentration im
Meerwasser enthalten und wird von den Korallen aufgenommen und eingelagert.

Die Eiszeiten entstehen durch geringe Änderungen der Sonneneinstrahlung. Die
Ellipse, auf der die Erde um die Sonne kreist, ist nicht konstant, sondern "pulsiert"
zwischen einem fast kreisförmigem Zustand und einer mehr elliptischen Form.
Verursacht wird dieser Zyklus, der etwa 100.000 Jahre dauert, durch Störungen, die
die Schwerkraft Jupiters und der anderen Planeten auf die Erde ausübt. Hinzu
kommen zwei Zyklen, die die Neigung der Erdachse betreffen: Zum einen torkelt die
Erde wie ein Kreisel mit einer Periode von 22.000 Jahren, zum anderen schwankt die
Neigungsstärke der Erdachse mit einer Periode von 41.000 Jahren.

Dass die Forscher nur für zwei Warmzeiten ein Korallenwachstum gefunden haben,
führen sie auf die geographische Lage der Insel zurück. Henderson liegt im
subtropischen Bereich des Pazifischen Ozeans. Hier können sich Korallen nur
während einer überdurchschnittlich langen Wärmeperiode ausbreiten.

[Quelle: Axel Tillemans, 12.01.01]


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Auch eine Untersuchung von Schädelknochen legt eine multiregionale
Entstehung des Menschen nahe

"Harter Überlebenskampf"

Die Vorgänger des modernen Menschen stammen wahrscheinlich nicht, wie bislang
angenommen, aus einer einzigen, sondern aus verschiedenen Gegenden der Erde. Zu
diesem Ergebnis kommen amerikanische Anthropologen in einer Studie, die in der
aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science erschienen ist. Die
Wissenschaftler untersuchten fossile Schädelknochen und solche von frühen
modernen Menschen.

Die Untersuchungen an dem fossilen Material zeigen nach Milford H. Wolpoff, dem
führenden Autor der Studie klar, dass sich nicht nur eine einzige regionale Population,
sondern offensichtlich mehrere im harten Überlebenskampf durchsetzten und sich
erfolgreich weiterentwickelten.

Dies widerspricht der allgemeinen Auffassung, wonach alle heutigen Menschen von
einer einzigen, relativ kleinen, wahrscheinlich aus Afrika stammenden Gruppe
abzuleiten sind, die vor etwa 100.000 Jahren lebte. Nach der Theorie starben alle
anderen frühen Populationen, die in der Zeit zwischen 2 Millionen und 100.000 Jahre
auftraten, aus, so dass nur diese einzige Gruppe überlebte und zum Ursprung des
modernen Menschen wurde.

In ihrer Analyse untersuchte das Wissenschaftlerteam die Schädel früh-moderner
Menschen aus Australien und Mitteleuropa (Tschechien) - beides Gebiete, die weit
entfernt von Afrika liegen, dem vermeintlichen Ursprungsgebiet unserer Vorfahren. Die
20.000 bis 30.000 Jahre alten Knochen verglichen Wolpoff und seine Kollegen mit
älteren Fossilien, die als mögliche Vorfahren in Frage kommen: Archaische Schädel
aus den gleichen Fundgebieten und noch ältere aus Afrika und dem Nahen Osten.

Die Wissenschaftler verglichen die Schädelmerkmale und registrierten den Grad der
anatomischen Übereinstimmung. Dabei stellten sie fest, dass das australische und
europäische Material untereinander auffällige Übereinstimmungen aufwies, die sie
zugleich jedoch deutlich von dem älteren Material aus Afrika und Nahost unterschied.
Hinzu kommt, dass die frühen modernen Schädel aus Australien und Mitteleuropa
archaischen Funden aus den gleichen Regionen sehr viel ähnlicher sind als den
afrikanischen. Die Wissenschaftler leiten daraus ab, dass der moderne Mensch nicht
auf eine einzige, relativ kleine, sich global ausbreitende Population zurückgeführt
werden kann, sondern dass sein Aufkommen das Resultat einer multiregionalen
Evolution war.

[Quelle: Olaf Elicki, 12.01.01]


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DNA eines menschlichen Fossils aus Australien unterstützt Theorie der
multiregionalen Entstehung des Menschen

Wie Stichhaltig sind Schlussfolgerungen aus den DNA-Untersuchungen eines
Neandertalers?

Die Mitochondrien-DNA der 1974 am Lake Mungo in New South Wales, Australien,
gefundenen menschlichen Fossilien ist in heute lebenden Menschen nicht mehr
existent. Dies gaben australische Wissenschaftler in der 9. Ausgabe der Proceedings
of the National Academy of Sciences bekannt. Nach Meinung der Wissenschaftler ist
damit die Theorie, dass alle modernen Menschen ihre Vorfahren ausschließlich in
Afrika haben, nicht mehr ohne weiteres aufrecht zu erhalten.

Bislang hatte man die bis zu 60.000 Jahre alten Fossilien als
anatomisch modern eingestuft: Der Skelettbau war dem jetziger
Menschen nicht nur sehr ähnlich, die Anatomie funktionierte auch nach
dem gleichen Schema. Analysen der Mitochondrien-DNA (mtDNA) -–
einer DNA, die sich außerhalb des Zellkerns befindet und
ausschließlich von Müttern auf ihre Kinder weitergegeben wird – haben
nun ergeben, dass diese DNA in heute lebenden Menschen einfach
nicht mehr vorkommt.

Laboruntersuchungen dieser Art hatten bislang darauf hingedeutet, dass
der früheste gemeinsame Vorfahre des modernen Menschen vor weniger
als 200.000 Jahren in Afrika lebte. Die DNA Sequenz der Knochen des
"Mungo Man" jedoch hat gezeigt, dass er einer genetischen
Abstammungslinie angehört, die sowohl älter als auch völlig anders als
die afrikanische Abstammungslinie ist.

"Das bedeutende an dem Fund ist", so Dr. W. James Peacock von CSIRO Division of
Plant Industry in Canberra, "dass die mtDNA Proben aus Australien und nicht aus
Afrika stammen. Bedeutend deshalb, weil die mtDNA Sequenz lebender Menschen
immer als Argument diente, dass die modernen Menschen ihren Ursprung in Afrika
haben." Die "Out of Africa" Theorie könnte dennoch richtig sein und die Forscher
behaupten auch nicht, dass dieser Fund bedeutet, dass die Menschen ihren Ursprung
in Australien haben. "Die Ergebnisse haben aber in jedem Fall gezeigt, dass eine
vereinfachte "Out of Africa" Hypothese, allein auf mtDNA Sequenzen heute lebender
Menschen basierend, inakzeptabel ist", so Peacock.

Alan Thorne, der leitende Wissenschaftler spricht sich für eine multiregionale
Erklärung für den Ursprung des modernen Menschen aus. Demnach wäre der
moderne Mensch gleichzeitig in Afrika, Europa und Asien als Nachfahre des Homo
Erectus entstanden, der vor über 1,5 Millionen Jahren Afrika verlassen hat. "Wir gehen
davon aus, dass die Menschen, die vor 2 Millionen Jahren Afrika verließen, die
Vorfahren aller modernen Menschen sind. Wir glauben nicht, dass später noch einmal
der moderne Mensch an einem Ort entstand."

Professor Chris Stringer vom Natural History
Museum in London zweifelt noch daran, ob die DNA
Analysen solch alter Proben verlässlich sind. Seinen
Angeben zufolge, wäre die
Wissenschaftsgemeinschaft froh, wenn weitere
Analysen in anderen unabhängigen Labors
durchgeführt würden, bevor große
Schlussfolgerungen aus der australischen
Untersuchung gezogen werden. Doch selbst wenn
die DNA Sequenzen korrekt waren, so bedeutet das
laut Stringer lediglich, dass es in der Vergangenheit einfach mehr genetische Vielfalt
gegeben hat, als bisher angenommen. Einiges dieser Vielfalt ist heute verloren
gegangen. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass die Abstammung dieser australischen
Fossilien ein bis zwei Millionen Jahre zurückreicht, was die Voraussetzung für die
multiregionale Hypothese wäre.

Die Studie stellt noch einen weiteren allgemein verbreiteten Glauben in der
Wissenschaft in Frage, nämlich dass der moderne Mensch mit den Neandertalern
verwandt ist. Wie jetzt beim "Mungo Man", so haben andere Wissenschaftler vorher
herausgefunden, dass die Neandertaler mtDNA nicht mit der moderner Menschen
übereinstimmt. Sie gingen deshalb davon aus, dass beide genetisch nicht verwandt
sind. "Unsere Daten zeigen aber deutlich, dass eine solche Schlussfolgerung nicht
garantiert ist", so Peacock. "Nur weil eine mtDNA Sequenz fehlt, heißt dies ja nicht,
dass nicht andere Sequenzen vom Neandertaler auf den modernen Menschen
übertragen wurden." (Proceedings of the National Academy of Sciences 01/2001, New
Scientist and BBC News)

[Quelle: Birgit Stöcklhuber, 12.01.01]


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Bisher unbekannte Texte des griechischen Mathematikers Archimedes
aufgetaucht

"Traktat über schwimmende Körper"

Was hätte mit diesen Texten nicht alles passieren können - verbrannt in
mittelalterlichen Bibliotheken, verlorengegangen oder zerstört von Kreuzrittern
zwischen Konstantinopel und Jerusalem oder irgendwo als Einwickelpapier genutzt.
Doch diese Texte, die im 20. Jahrhundert als Texte des Archimedes erkannt wurden,
hat eine Bibel gerettet.

Ein Mönch aus dem 12. Jahrhundert brauchte Schreibmaterial für eine Bibel und
schabte dafür, wie es üblich war, eine alte Pergamenthandschrift ab. Diese stammte
aus dem 10. Jahrhundert. Die Bögen enthielten eine Kopie des "Traktats über
schwimmende Körper" und der "Methode der mechanischen Theoreme" und gelten
heute jeweils als die letzte erhaltene Kopie des griechischen Mathematikers. (Vgl.
auch unsere Meldung vom 13.7.00). Der Mönch hat die Bedeutung der Texte entweder
nicht erkannt, oder sie war ihm gleichgültig. So hat er zwar dem Manuskript Schaden
zugefügt, doch mit modernen Methoden kann der abgeschabte Text wieder sichtbar
gemacht werden - sofern man die Wissenschaftler nur machen lässt.

Nachdem die Texte 1998 bei Christie's versteigert wurden und nun einem anonymen
Sammler gehören, wurde zwei Wissenschaftler-Teams erlaubt, die Texte zu retten:
Forschern des Rochester Institute of Technology (Bundesstaat New York) und der
Johns Hopkins University in Baltimore (Maryland). Aus Misstrauen oder Vorsicht
überließ man ihnen jedoch vorerst nur 5 der insgesamt 174 Bögen. Doch die bisher
geleistete Arbeit der Forscher überzeugte Kirsten Lavin, die für das Werk
Verantwortliche, so dass jetzt auch die übrigen 169 Seiten gerettet werden dürfen, wie
die französische Zeitung "Libération" berichtet.

Die amerikanischen Forscher sind nicht die ersten, die sich über das alte Manuskript
beugen. Im Jahre 1907 studierte der dänische Philologe Johann Heiberg in der
Bibliothek von Konstantinopel eine alte griechische Bibel, deren Schriftbild ihm nicht
ganz sauber vorkam. Es war, als läge unter der Schrift noch eine andere verborgen.
Heiberg drehte die Bibel um 90 Grad, dann konnte er erkennen, dass tatsächlich noch
andere Buchstaben den Bogen entlangliefen, nur mit Lupe schwach erkennbar. Zeile
für Zeile versuchte der Gelehrte zu entziffern, doch bei den bescheidenen technischen
Möglichkeiten seiner Zeit musste Heiberg vieles offenlassen. Am Ende des 20.
Jahrhunderts war der Text noch schadhafter geworden, doch jetzt gab es andere
Möglichkeiten. Mit Bildgebungsverfahren, wie sie etwa in der Medizin genutzt werden,
rückte man dem Text vorsichtig zu Leibe.

Wenn die technische Arbeit getan ist, beginnt die des Historikers. Reviel Netz von der
University of Stanford, Wissenschaftshistoriker und Spezialist für das antike
Griechenland, bringt die Texte in eine Ordnung, übersetzt und interpretiert sie. "Auch
die perfekteste Technik wird einige Textausschnitte nicht wiedererscheinen lassen",
bedauert der Historiker. "Die nummerierten Abbildungen lassen mich aber einige
Zeichen erraten, aber andere bleiben unleserlich."

Andererseits hat Netz eine Seite entdeckt, die von Heiberg vermutlich nicht einmal
bemerkt worden ist, jedenfalls hatte er sie nicht gekennzeichnet.




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