Re: Freier Wille - eine Illusion?

NEUES FORUM DER ASTROARCHÄOLOGIEFREUNDE

Geschrieben von Horak am 04. Mai 2001 18:24:28:

Als Antwort auf: Re: Freier Wille - eine Illusion? geschrieben von Martin Pohl am 04. Mai 2001 12:26:54:

Edler Bürger Martin,

>Ah, wurde der Circus Maximus wiedereröffnet :-)))

Bedauerlicherweise noch nicht. Liegt wohl daran, dass es schwierig ist, Leute vom Kaliber eines Ben Hur aufzutreiben. Naja, daher begnügen auch wir Römer uns mit den Formula Uno in Monza und Imola ;-)

>Und widersprechen sich im gleichen Moment! Wie kann ich den freien Willen
>für einen Irrtum halten, aber zur gleichen Zeit postulieren, der Mensch hätte keinen freien Willen. In seinem Paradoxon erinnert mich dieser Satz an den Kreter Epimenides, der behauptete, alle Kreter würden lügen. Abgesehen davon, daß ich der gesamten Psychokasperei eh keinen allzu großen Stellenwert einräume.

Ok, die Psychologie ist ja auch keine exakte Wissenschaft. Allerdings ist ein EEG wohl als solche zu betrachten, und wenn das anzeigt, dass die Hirnaktivität, welche mit der Entscheidung zu tun hat, erst nach Beginn der Handlung rauffährt, dann ist das schon etwas merkwürdig.
Allerdings gibt es da einige, welche sehr weit gehen. So war im SW erst letzthin ein Interview unter dem Titel "Das Ende des freien Willens", wobei der Interviewte Triebtäter sozusagen von der Schuld freispricht. Sie tun es ja nicht willentlich... eben, es geht zum Teil schon etwas weit...

>Eine wenig tröstliche Aussicht fürwahr - aber wir werden über kurz oder lang sehen ;-).

Nun, ich weiss nicht, ob das Sterben etwas Schreckliches ist. Es gehört mal zu unserer Natur wie das geboren werden ;-) Aber hier haben wir ja wieder die Problematik mit der Linearität, denn das Postmortale lässt sich nicht in einem Sinn beschreiben, der unserem Bewusstsein entspricht.

>Kommt darauf an, ob man das Eigenbewußtsein so weit entwickelt hat, um diesen Versuchungen zu widerstehen. Mir erscheint es immer wie eine Verleugnung des eigenen Ichs. Ein Beispiel, das ich dabei immer wieder vor Augen (und Ohren) habe, ist die Rede Goebbels' im Berliner Sportpalast Anno '44: "Wollt ihr den totalen Krieg!". Das "Volk" schrie ein ekstatisches Jaaaa!!! Ein bezeichnenderes Beispiel für die Verleugnung eigenen Willens läßt sich schwerlich finden.

Oder ist es nicht ein Beispiel, dass der Willen durchaus manipulierbar ist? Werden wir nicht durch die Presse immer wieder gesteuert? Es herrschen auch heute grosse Missstände, doch niemand wagt es, gegen diesen Strom zu schwimmen. Die heutigen Göbbel's sind z.B. die Propagandaleute der Grosswirtschaft...

>Diese physikalisch-mechanische Auffassung des Denkens als Vorgang kann ich nicht teilen. Wir bewegen uns dabei auch wieder in einem Grenzbereich der Erkenntnisfähigkeit des Säugetiers Mensch. Die Forderung des spartanischen Staatsmanns Chilon, einer der antiken Sieben Weisen: "gnóthi seautón" - "Erkenne dich selbst" kann man nicht durch den Hinweis auf Neuronen und Synapsen abtun. Ein drastisches Beispiel: Wäre ich Mitglied eines Erschießungskommandos, hätte ich exakt zwei Möglichkeiten: den Befehl der Tötung auszuführen oder ihn strikt zu verweigern. Besonders zwei Dinge spielen dabei dann eine besondere Rolle: die milieubezogene Stellung und wie ich mich als individuelle Entität in meiner Umwelt sehe. Ist beides nur schwach ausgeprägt, werde ich den Befehl ohne weiter darüber nachzudenken ausführen; das andere ergibt sich schon aus vorigem Satz.

Das erscheint mir auch wie die Trennung zwischen Hard- und Software. Das Hirn, die Elektronen, all die Neurotransmitter, das ist die Hardware, die Informationen aber wohl die Software. Dadurch erhält natürlich die Gedankenwelt eine nicht physikalisch fassbare Dimension, wenn auch die Verarbeitung durchaus physikalisch beschreibbar sein muss. Allerdings ist da die Frage, inwiefern sich der Mensch von anderen Säugetieren unterscheidet. Einige Menschenaffen scheinen ja auch einen Begriff des Ich's zu haben.
Der grösste Unterschied zwischen Mensch und Tier ist aber wohl jener, dass der Mensch die Wahl hat, freiwillig aus dem Leben zu treten. Dieses Verhalten widerspricht aber einem der Grundprinzipien der Natur, dem Selbsterhaltungstrieb und dem Arterhaltungstrieb. Auch hier steht es dem Menschen frei, kinderlos zu bleiben, ein Tier muss einfach seinen Instinkten folgen... Eigentlich sind uns ja heute eher jene unheimlich, die wie die Tiere ihren Trieben freien Lauf lassen, sich also deutlich natürlicher verhalten als die breite Masse...

>Jetzt muß ich aber los :-)))
>
>Muß schließlich noch was arbeiten heute - ich melde mich vielleicht später noch mal.
>Ansonsten schönes Wochenende an alle ;-)

Dir auch ein schönes Wochenende...

Horak, Volkstribun der Plebejer ;-)




Antworten:

NEUES FORUM DER ASTROARCHÄOLOGIEFREUNDE