Re: Atlantis und Solons texte

NEUES FORUM DER ASTROARCHÄOLOGIEFREUNDE

Geschrieben von WGS am 01. Juni 2001 15:18:12:

Als Antwort auf: Re: Atlantis und Solons texte geschrieben von Ulf Richter am 01. Juni 2001 11:54:28:

Anbei einer der Atlantistexte Platos

Platons ATLANTIS - Erzählung II

Platon berichtet in seinem folgenden Buch, das er nach dem Sprecher benannte, weiter von ATLANTIS. Obwohl die erste Hälfte des „Kritias“
das alte Attika und nicht ATLANTIS beschreibt, gebe ich auch sie hier wieder, denn sie wird üblicherweise als Teil der ATLANTIS - Erzählung
betrachtet.

Kritias 108e - 121c

»3. Vor allem wollen wir zuerst daran erinnern, daß es im ganzen neuntausend Jahre her sind, seitdem, wie man erzählt hat, der Krieg entstanden ist
zwischen den Menschen, die außerhalb der Säulen des Herakles, und allen denen, die innerhalb von ihnen wohnten; diesen Krieg muß ich nun von Anfang
bis zu Ende schildern.

Bei den einen hat, wir sagten es schon, unsere Stadt hier die Führung gehabt und hat den ganzen Krieg durch gekämpft; bei den anderen waren es die
Könige der Insel ATLANTIS. Von dieser erzählten wir, daß sie einst größer gewesen sei als Libyen und Kleinasien zusammen, daß sie aber jetzt infolge
von Erdbeben untergegangen ist und für die Schiffer, die von hier in das große Meer hinaus fahren wollen, eine undurchdringliche Schlammbank bildet,
durch die sie nicht hindurch kommen. Die vielen Barbarenvölker und was es damals an griechischen Stämmen gab, die werde ich im Lauf meines
Berichtes einen nach dem anderen anführen, wie es dieser jeweils gerade mit sich bringt. Von den damaligen Athenern aber und von ihren Gegnern, mit
denen sie Krieg führten, sowohl von der Macht als auch von den Staatseinrichtungen der beiden, muß ich dagegen gleich am Anfang ausführlich
berichten. Unter diesen zweien aber soll die Schilderung der Zustände in dieser Stadt hier den Vorrang haben.

Die Götter nämlich haben einst die ganze Erde gebietsweise durch das Los unter sich aufgeteilt, ohne daß es dabei zu Streit kam. Es gäbe ja auch
keinen vernünftigen Grund für die Annahme, daß die Götter nicht gewußt haben sollten, was einem jeden von ihnen zukam, oder daß die einen versucht
hätten, durch einen Streit das für sich zu erwerben, von dem sie wußten, daß es eher den anderen gebührte; denn durch die Lose der Gerechtigkeit erhielt
jeder den Teil der ihm lieb war, und diese Ländereien besiedelten sie, und als das geschehen war, taten sie wie Hirten mit ihren Herden: Sie zogen uns
auf als ihren Besitz und als ihre Pfleglinge, freilich mit dem Unterschied, daß sie dabei gegen die Leiber nicht leibliche Gewalt anwendeten, so wie die
Hirten ihr Vieh mit Schlägen auf die Weide treiben, sondern so, wie sich ein Lebewesen am besten leiten läßt: Ihnen vom Achterschiff aus die Bahn
weisend, indem sie, nach ihren eigenen Gedanken, mit gütlichem Zureden wie mit einem Steuerruder die Seele beeinflussen; durch solche Führung
lenkten sie das ganze menschliche Geschlecht.

An den einen Orten bekamen also diese Götter ihren Anteil, an den anderen wieder andere, und dort übten sie nun ihre Herrschaft aus; Hephaistos und
Athena aber, die beide von gleicher Natur sind, da diese vom selben Vater her verschwistert ist und da sie zudem infolge ihrer Liebe zur Weisheit und zur
Kunst dieselben Bestrebungen haben - diese Beiden also bekamen deshalb durch das Los unser Land hier zum gemeinsamen Anteil, weil es ihrem
Wesen entsprach und seiner Natur nach geeignet war für menschliche Tüchtigkeit und vernünftiges Denken; hier pflanzten sie als Ureinwohner tüchtige
Menschen ein und gaben ihnen den Sinn für ein geordnetes Staatswesen. Von diesen haben sich noch die Namen erhalten; ihre Taten dagegen sind in
Vergessenheit geraten, weil auch die, denen sie sie weitergaben, untergegangen sind und weil seither so lange Zeit verflossen ist. Denn die
Bevölkerungsgruppe, die sich jeweils erhalten hat, die blieb, wie oben gesagt wurde, im Gebirge und war ohne Schrift; so hörten sie nur eben die Namen
ihrer Landesfürsten und dazu ein Weniges von ihren Taten. Sie gaben sich damit zufrieden, ihren Nachkommen diese Namen zu überliefern; von den
Vorzügen aber und von den Gesetzen ihrer Vorfahren wußten sie nichts, außer einigen dunklen Gerüchten über den einen oder den anderen. Und durch
viele Menschenalter lebten sie und ihre Kinder im Mangel an den notwendigen Dingen und richteten ihre Gedanken einzig auf das, was ihnen fehlte. Dies
war ihr einziger Gesprächsgegenstand; aber wie ihre Vorfahren gelebt hatten und was sich in der Vorzeit ereignet hatte, darum kümmerten sie sich nicht.
Erforschung der Mythen und Altertumskunde stellen sich ja doch erst mit beginnender Muße in den Städten ein, wenn einzelne zur Feststellung kommen,
daß die lebensnotwendigen Dinge nun vorhanden seien, vorher aber nicht. Somit haben sich also die Namen der Alten erhalten, jedoch nicht ihre Taten.
Für diese Behauptung habe ich folgenden Beweis: All die Namen eines Kekrops und Erechtheus und Erichthonios und Erysichthon und der meisten
anderen, die man als Vorgänger des Theseus erwähnt, hätten jene Priester genannt - so sagte Solon -, als sie von dem damaligen Krieg berichteten, und
ebenso auch die Namen der Frauen. Und weil damals die Frauen gemeinsam mit den Männern im Krieg mitwirkten und weil die Menschen jener Zeit,
entsprechend diesem Brauch, ein Weihebild der Göttin in Waffen aufgestellt haben, so ist denn auch diese Gestalt und Statue der Göttin ein Zeichen
dafür, daß überall, wo männliche und weibliche Wesen zusammenleben, einem jeden der beiden Geschlechter von Natur die nötige Tüchtigkeit verliehen
ist, die es instand setzt, alle gemeinsamen Aufgaben zu erfüllen.

4. Von den verschiedenen Klassen der Bürger, die damals unser Land bewohnten, beschäftigte sich die eine mit dem Handwerk, die andere zog aus der
Erde die Nahrung; abseits von diesen aber wohnte der Stand der Krieger, der von Anfang an durch gottbegnadete Männer aus gesondert wurde. Diese
Krieger hatten alles, was sie zu ihrer Ernährung und Bildung brauchten; doch verfügte keiner von ihnen über privates Eigentum, weil sie der Meinung
waren, daß alles gemeinsamer Besitz von allen sein soll; über die auskömmliche Nahrung hinaus verlangten sie von ihren Mitbürgern nichts zu erhalten,
und sie übten alle Tätigkeiten aus, die wir gestern im Zusammenhang mit den Wächtern genannt haben, wie diese in unserer Vorstellung leben. Und auch
sonst klingt glaubwürdig und zuverlässig, was über unser Land erzählt wurde: Erstens, daß sich damals seine Grenzen bis zum Isthmas ausgedehnt hätten
und auf der anderen Landseite bis zu den Höhen des Kithairon und des Parnes; von dort hätten sich diese Grenzen hinuntergezogen, wobei sie das
Gebiet um Oropos zur Rechten ließen, während sie zur Linken gegen das Meer hin den Asoposfluß ausschlossen. An Fruchtbarkeit aber habe unser Land
jedes andere übertroffen; darum sei es damals auch in der Lage gewesen, ein großes Heer von Leuten zu ernähren, die sich nicht mit dem Landbau
beschäftigten. Und es ist ein schlagender Beweis für seine Fruchtbarkeit, daß nämlich das, was von ihm heute nach übrig ist, sich mit jedem anderen
messen kann, sowohl durch die Mannigfaltigkeit und Schönheit seiner Früchte als auch durch die herrlichen Weiden, die es allen Tieren bietet. Damals
aber waren die Früchte, die es trug, nicht nur schön, sondern auch in großer Fülle. Wie sollen wir das nun glauben können, und nach welchen Spuren, die
vom damaligen Land noch übrig sind, dürfen wir diese Aussagen als richtig betrachten ? Das ganze Land erstreckt sich ja vom übrigen Festlande weg
wie ein Vorgebirge weit ins Meer hinaus, und das Meeresbecken ringsum fällt nahe der Küste in große Tiefe ab. In den neuntausend Jahren - so viele sind
es nämlich seit jener Zeit bis heute gewesen - ereigneten sich zahlreiche gewaltige Überschwemmungen, und in dieser langen Zeit und unter diesen
Ereignissen hat die Erde, die von den Höhen herabgeschwemmt wurde, nicht etwa einen mächtigen Damm gebildet, wie das an anderen Orten
geschieht, sondern sie wurde jeweils ringsum getrieben und verschwand in der Tiefe. Wie man das bei den kleinen Inseln sehen kann, ist also, wenn man
den heutigen Zustand mit dem damaligen vergleicht, gleichsam noch das Knochengerüst eines Leibes übrig, der von einer Krankheit verzehrt wurde:
Ringsum ist aller fette und weiche Boden weggeschwemmt worden, und nur das magere Gerippe des Landes ist übriggeblieben. Aber damals war
dieses Land noch unversehrt, mit hohen, von Erde bedeckten Bergen, und die Ebenen, die man heute als rauh und steinig bezeichnet, hatten fetten Boden
in reichem Maße, und auf den Höhen gab es weite Wälder, von denen heute noch deutliche Spuren sichtbar sind. Einige von diesen Bergen bieten jetzt
einzig den Bienen noch Nahrung; es ist aber gar nicht so lange her, da waren von den großen Häusern, für deren Bedachung man dort die Bäume gefällt
hatte, die Dächer noch wohlerhalten. Und auch sonst trug das Land hohe Fruchtbäume in großer Zahl, und den Herden bot es unbeschreiblich reiche
Weideplätze. Und vor allem bekam es von Zeus jedes Jahr sein Wasser und dieses ging ihm nicht wie heute verloren, wo es aus dem kärglichen Boden
ins Meer fließt, sondern weil das Land reichlich Erde hatte und das Wasser damit auftrank und es in dem lehmhaltigen Boden bewahrte, ließ es das Naß
von den Höhen herab in die Talgründe fließen und bot allerorten in Brunnen und Bächen reichliche Bewässerung. An den Orten, wo früher diese Quellen
waren, sind auch heute noch Heiligtümer erhalten als Zeichen, daß das wahr ist, was ich jetzt von unserem Lande erzähle.

5. So verhielt es sich also damals mit der natürlichen Beschaffenheit des übrigen Landes; es war in gehöriger Weise bebaut von wirklichen Bauern, die
nichts anderes als diese Arbeit verrichteten, die alles Edle liebten, von Natur wohl begabt waren und die den besten Boden mit unerschöpflichem Wasser
besaßen und sich für dieses Land einer Mischung der Jahreszeiten erfreuten, die aufs beste abgestimmt war.

Die Stadt aber war zur damaligen Zeit solchermaßen besiedelt: Zunächst einmal befand sich das Gebiet der heutigen Akropolis nicht in dem heutigen
Zustand. Jetzt hat nämlich eine einzige Nacht mit einem großen Regen die Erde ringsum weggeschwemmt und den Hügel kahl gemacht, indem es
verschiedene Erdstöße und zugleich jene schreckliche Wasserflut gab, die vor der Deukalionischen Katastrophe die dritte war. Zu jener früheren Zeit war
die Akropolis so groß, daß sie bis zum Eridanos und zum Ilissos hinunterreichte und die Pnyx in sich schloß und auf der der Pnyx entgegengesetzten
Seite vom Lykabettoshügel begrenzt wurde; auch war sie ganz mit Erde bedeckt und bildete oben, abgesehen von wenigen Stellen, eine ebene Fläche.
Das angrenzende Gebiet, unmittelbar an ihren Abhängen, wurde von den Handwerkern und den Bauern bewohnt, die in der Nähe das Land bestellten.
Aber auf der Burg oben hatte der Kriegerstand rings um das Heiligtum der Athena und das des Hephaistos für sich allein seinen Wohnsitz, den sie wie
den Garten eines alleinstehenden Hauses mit einer einzigen Ringmauer umgeben hatten. Sie bewohnten nämlich den nördlichen Teil des Hügels, wo sie
sich gemeinschaftliche Wohnräume und für den Winter gemeinsame Speisesäle eingerichtet hatten mit allem, was es in einem Gemeinwesen für das
Wohnen braucht, sowohl für sich als für die Priester - nur Gold und Silber besaßen sie keines; denn das brauchten sie für gar nichts. Sondern indem sie
die Mitte zwischen überfluß und knechtischer Armut zu halten suchten, bauten sie sich schmucke Wohnhäuser, in denen sie selbst und auch noch ihre
Kindeskinder alt wurden und die sie, immer im selben Zustande, den nächsten hinterließen, die ja auch von ähnlicher Art waren wie sie.

Und was die Südseite der Akropolis betrifft, so verwendeten sie diese zum selben Zweck, wobei sie freilich zuweilen, wie das im Sommer geschah, ihre
Gärten und Gymnasien und gemeinsamen Speisesäle dort aufgeben mußten. Brunnen aber gab es einen einzigen, an der Stelle, wo heute die Stadtburg
steht; aber er ist nun infolge der Erderschütterungen versiegt, und ringsum sind nur noch einige spärliche Rinnsale übrig geblieben; doch den damaligen
Bewohnern spendete er allen reichliches Naß, und besaß im Winter wie im Sommer gerade die richtige Temperatur. Auf diese Weise wohnten sie also
dort, als Wächter über ihre Mitbürger und zugleich als freiwillig anerkannte Führer der übrigen Hellenen. Und sie achteten darauf, daß nach Möglichkeit die
Zahl ihrer Männer und Frauen für alle Zeit stets dieselbe blieb, derjenigen nämlich, die schon zum Kriegsdienst fähig waren, und derjenigen, die es noch
waren; diese zählten etwa um zwanzigtausend herum.

6. Solcher Art waren also diese Männer, und auf eine solche Weise stets regierten sie in Gerechtigkeit ihre eigene Stadt und ganz Griechenland. Deshalb
waren sie über ganz Europa und Kleinasien hin bekannt für ihre Körperschönheit und für die mannigfachen Vorzüge ihres Geistes und waren hochberühmt
unter allen damaligen Menschen.

* * * *

Wie aber die Zustände bei ihren Kriegsgegnern waren und wie sie sich von Anfang an entwickelt haben, das will ich euch jetzt vor Augen stellen - sofern
das, was ich als Knabe gehört habe, meinem Gedächtnis nicht entfallen ist -, damit auch ihr an diesem Wissen teilhabt, meine Freunde. Bevor ich aber
beginne, muß ich eine kurze Bemerkung vorausschicken, daß ihr nicht erstaunt seid, wenn ihr des öftern fremdländische Männer mit griechischen Namen
genannt hört; den Grund dafür sollt ihr erfahren. Weil Solon diese Geschichten in seinen Dichtungen verwenden wollte, forschte er nach der Bedeutung der
Eigennamen; dabei entdeckte er, daß jene Ägypter, welche sie als erste aufgeschrieben haben, dieselben zuerst in ihre eigene Sprache übersetzt hatten;
er selbst suchte nun den Sinn eines jeden Namens wieder zu erfassen; dann übersetzte er ihn in unsere Sprache zurück und schrieb ihn so auf. Eben
diese Aufzeichnungen befanden sich bei meinem Großvater und sind jetzt noch in meinen Händen, und als Knabe habe ich mich eifrig mit ihnen
beschäftigt. Wenn ihr nun also solche Namen hört, wie sie auch hier vorkommen, so soll euch das nicht wunder nehmen; ihr wißt ja jetzt den Grund dafür.
Der Anfang der Iangen Geschichte lautete damals etwa folgendermaßen:

7. Wie im vorigen von der Verlosung unter den Göttern erzählt wurde, daß sie die ganze Erde teils in großen und teils in kleinen Stücken unter sich
verteilten und sich Heiligtümer und Opfer stiften ließen, so fiel nun auch Poseidon durch das Los die Insel ATLANTIS zu. Dort siedelten seine
Nachkommen, die er mit einem sterblichen Weibe gezeugt hatte, an einer bestimmten Stelle der Insel, die etwa folgendermaßen aussah. Am Meere, etwa
in der Mitte der ganzen Insel, Iag eine Ebene; man sagt, sie sei die schönste aller Ebenen gewesen und von reichlicher Fruchtbarkeit. Am Rande dieser
Ebene, etwa fünfzig Stadien (ca.9km) gegen das Innere der Insel zu, erhob sich ein durchweg niedriges Gebirge. Dort oben hatte sich einer der
Menschen angesiedelt, die zu Anbeginn in jener Gegend aus der Erde entstanden waren. Er hieß Euenor und wohnte zusammen mit seinem Weibe
Leukippe; die beiden hatten eine einzige Tochter namens Kleito. Als das Mädchen eben in das mannbare Alter gekommen war, starben ihr Mutter und
Vater; Poseidon aber gewann sie lieb und vereinigte sich mit ihr. Und er machte die Anhöhe, wo sie wohnte, zu einem wohlbewehrten Platz, indem er sie
rundherum abbrach und Ringe darumzog, abwechselnd von Wasser und von Land, zuerst kleiner und dann immer größere, und zwar zwei aus Land und
drei aus Wasser, wobei er sie gewissermaßen von der Mitte dieser Insel aus ringsum abzirkelte, nach allen Seiten mit den gleichen Abständen, so daß
der Hügel für die Menschen unzugänglich war; denn Schiffe und Schiffahrt gab es damals noch nicht. Und was für ihn als Gott ja eine Leichtigkeit war: Er
stattete die Insel, die da in der Mitte lag, aufs schönste aus, indem er zwei Quellwasser aus der Erde aufsprudeln ließ, von denen das eine warm, das
andere kalt aus seinem Brunnen floß, und indem er aus dem Boden mannigfache und ausreichende Nahrung hervorgab.



An Nachkommen männlichen Geschlechtes zeugte er fünf Zwillingspaare und zog sie auf. Und er teilte die
ganze(n) Insel(n) ATLANTIS in zehn Stücke und gab dem älteren des ersten Zwillingspaares das mütterliche
Haus mit seinem Umschwung als Anteil; das war das größte und beste Stück. Auch setzte er ihn zum König über
die anderen ein; diese machte er zu Statthaltern und gab einem jeden die Herrschaft über viele Menschen und
über ein weites Landgebiet. Ihnen allen gab er Namen; dem ältesten und König aber jenen, von dem denn auch
die ganze Insel und das Meer seine Bezeichnung hat; es wurde nämlich das atlantische genannt, weil der erste,
der damals als König regierte, Atlas hieß. Sein Zwillingsbruder, der nach ihm geboren war, erhielt als Anteil die
Anhöhen der Insel nach den Säulen des Herakles hin, gegen das heutige Gebiet von Gadeira (vermutl. Gades z.Z.
Cadiz), das nach dem damaligen Ortsnamen so heißt. Ihn nannte Poseidon auf Griechisch Eumelos, in der
Landessprache aber Gadeiros, was denn wohl auch dem Gebiet den Namen gegeben hat. Und vom zweiten
Zwillingspaar nannte er den einen Ampheres, den anderen Euaimon, vom dritten den zuerst geborenen Mneseus
den, der nachher kam, Autochthon. Vom vierten Paar nannte er den älteren Elasippos, den jüngeren Mestor. Und
der Erstgeborene des fünften Paares erhielt den Namen Azaes, der Zweitgeborene den Namen Diaprepes.


Diese alle und auch ihre Nachkommen wohnten also hier viele Menschenalter lang und regierten auch über zahlreiche andere Inseln des Meeres, und
zudem dehnten sie, wie ich schon vorher erwähnt habe, ihre Herrschaft auf die hierwärts innerhalb (der Säulen des Herakles) Wohnenden aus, bis nach
Ägypten und Tyrrhenien. Von Atlas nun stammt auch wieder ein großes und hochgeehrtes Geschlecht, König war stets der älteste, und indem er
wiederum dem ältesten seiner Nachkommen die Königsherrschaft übergab, erhielten sie sich diese viele Generationen lang. Und an Reichtum besaßen
sie eine solche Fülle, wie es sie früher noch nie in irgendwelchen Königshäusern gegeben hatte und wie es sie auch nicht leicht je wieder geben wird, und
es stand ihnen alles zur Verfügung, was in der Stadt und im übrigen Lande beschafft werden mußte. Denn dank ihrer Herrschaft flossen ihnen große
Einkünfte von den auswärtigen Gebieten zu; das meiste indes zum Lebensunterhalt lieferte die Insel selbst.

Zuerst alles, was im Bergbau an harten und geschmolzenen Metallen geschürft wird, auch das, wovon wir heute
nur noch den Namen kennen, das aber damals mehr als nur ein Name war, nämlich das Goldkupfererz
(Oreichalkos = Bernstein), das man an vielen Orten der Insel schürfte und das nächst dem Golde unter den
Menschen jener Zeit am höchsten geschätzt wurde. Und ferner, was der Wald den Zimmerleuten für ihre Arbeit
liefert, das brachte die Insel in reichem Maße hervor, und im weiteren ernährte sie ausreichend zahme und
wilde Tiere. Sogar die Elefanten waren hier besonders zahlreich; denn es war genügend Nahrung vorhanden,
nicht nur für all die anderen Tiere, die in den Sümpfen und Seen und Flüssen leben, und auch für die, welche
auf den Bergen und in den Ebenen weiden, sondern eben auch für den Elefanten, welcher das größte Tier ist
und am meisten frißt.

Und was im weiteren jetzt die Erde irgendwo an Wohlgerüchen hervorbringt, sei es von Wurzeln oder von Gras oder von Hölzern oder von Säften, die von
Blüten oder Früchten herabträufeln - auch das alles brachte die Insel hervor und ließ es wohl gedeihen. Und weiter: Die veredelte Frucht und die trockene
Frucht, die uns zur Nahrung dient, und was wir dazu noch als Speise verwenden - alle die verschiedenen Arten, die wir als Hülsenfrüchte bezeichnen -,
sodann die baumartige Frucht, die uns Getränk und Speise und Salböl liefert, und jene, die hoch oben auf dem Baume wächst, schwer aufzubewahren ist
und uns zum Spiel und zum Vergnügen dient, ferner das, was wir als erwünschtes Linderungsmittel gegen den überfüllten Magen als Nachspeise einem
vorsetzen, der vom Essen übersättigt ist - alles das brachte die heilige Insel, die damals noch im Sonnenlichte lag, hervor, schön und zum Staunen und in
unerschöpflicher Fülle. Und die Bewohner nahmen das alles von der Erde in Empfang und bauten Heiligtümer und königliche Paläste, Häfen und
Schiffswerften und verschönten das ganze übrige Land, wobei sie in folgender Ordnung vorgingen:

8. Zunächst überbrückten sie die Wasserringe um die alte Mutterstadt herum und bahnten damit einen Weg nach außen und zurück zum Königspalast.
Das war der Palast, den sie gleich am Anfang in diesem Wohnsitz des Gottes und ihrer Vorfahren errichtet hatten. Jeder Herrscher übernahm ihn von
seinem Vorgänger und stattete, was dieser schon ausgestattet hatte, noch weiter aus und suchte dabei den früheren nach Möglichkeit zu übertreffen, bis
sie so schließlich ihren Wohnsitz vollendet ausgebaut hatten, daß jeder, der ihn sah, von seiner Größe und Schönheit überwältigt wurde. Sie gruben vom
Meere aus einen Durchstich von 3 Plethren (90m) in der Breite, 100 Fuß (30m) in der Tiefe und 50 Stadien (9km) in der Länge bis zum äußersten Ring
und bahnten auf diesem Wege aus dem Meere zu ihm eine Einfahrt wie zu einem Hafen, wobei sie die Einmündung weit genug öffneten, daß auch die
größten Schiffe einlaufen konnten. Darauf durchbrachen sie aber auch die Gürtel aus Erde, welche die Wasserringe voneinander trennten, auf der Höhe
der Brücken, und zwar so weit, daß eine einzelne Triere von einem Wasserring in den anderen hindurchfahren konnte, und überdachten den Durchgang,
so daß die Durchfahrt unter Dach verlief; die obere Randhöhe der Erdgürtel stand nämlich genügend hoch über dem Meeresspiegel. Der größte Gürtel
war aber der, zu welchem dem Meer ein Zugang geöffnet war; er maß 3 Stadien (540m) in der Breite, und der anschließende Erdgürtel war ebenso breit;
von den beiden nächsten war der Wasserring 2 Stadien (360m) breit und der trockene wiederum gleich wie der flüssige davor; (180m) 1 Stadion
schließlich maß der Ring, der in der Mitte unmittelbar um die Insel herumlief. Die Insel, auf der sich der Königspalast befand, hatte einen Durchmesser von
5 Stadien (900m). Diese Insel und die Ringe und die Brücke, deren Breite 1 Plethre (30) betrug, umgaben sie von beiden Seiten mit einer steinernen
Mauer und errichteten auf den Brücken Türme und Tore, überall dort, wo vom Meer her die Durchgänge waren. Den Stein dazu brachen sie ringsum von
den Abhängen der Insel, die in der Mitte lag, und von der äußeren und inneren Seite der Ringgürtel; zum Teil waren diese Steine weiß, zum Teil schwarz
und zum Teil auch rot. Und indem sie die Steine herausbrachen, hoben sie gleichzeitig an der Innenseite zwei tiefe Becken als Docks für die Schiffe aus,
die vom Felsen selbst überdacht waren. Ihre Bauten waren zum Teil einfarbig; bei den anderen wechselten sie mit den Steinsorten ab und gestalteten sie
in bunten Farben, aus lauter Spielerei, wobei sie ihnen eine natürliche Anmut verliehen. Und die Mauer, die um den äußersten Ring herum lief,
umkleideten sie in ihrem ganzen Umkreis mit Erz, wobei sie von diesem gleichsam einen Überzug machten; die innere Mauer übergossen sie mit Zinn
und diejenige um die Burg selbst mit Goldkupfererz, das wie Feuer funkelte.

9. Der Königspalast innerhalb der „Akropolis“ war folgendermaßen angelegt: in der Mitte stand dort das der Kleito und dem Poseidon geweihte Heiligtum,
ohne Zugang, von einem goldenen Gehege umgeben, und zwar an der Stelle, wo die beiden ganz am Anfang das Geschlecht der zehn Herrscher gezeugt
und geboren hatten. Dahin brachten sie auch jedes Jahr aus allen zehn Landesteilen einem jeden der beiden die Früchte der Jahreszeit als Opfergaben.
Der Tempel des Poseidon selbst war 1 Stadion (180m) lang, 3 Plethren (90m) breit und von einer Höhe, die damit sichtlich übereinstimmte; doch hatte er
in seinem Aussehen etwas Barbarisches. Auf der Außenseite umkleideten sie den Tempel mit Silber, außer der Giebelbekrönung; die war vergoldet. In
seinem Inneren aber sah man die Decke ganz aus Elfenbein und bunt geschmückt mit Gold und Silber und Goldkupfererz; alles andere aber, die Wände
und die Säulen und den Boden überzogen sie mit Goldkupfer. Und sie stellten goldene Bildsäulen darin auf, den Gott als Wagenlenker, wie er auf einem
Wagen mit sechs geflügelten Pferden steht, so groß, daß er mit seinem Scheitel die Decke berührt. Rings um ihn aber waren hundert Nereiden, auf
Delphinen reitend - damals glaubte man, daß es so viele gäbe; und noch viele andere Bildwerke waren im Tempel, Weihgeschenke von Privatleuten. Und
außerhalb standen rings um ihn herum die goldenen Bildwerke aller zehn Könige und ihrer Frauen und sämtlicher Nachkommen und viele andere
Weihegeschenke von Königen und von Privatleuten aus der Stadt selbst und aus all den auswärtigen Gebieten, die sie beherrschten. Und der Altar
stimmte in seiner Größe und Ausführung mit dieser ganzen Pracht überein, und ebenso war der Königspalast der Größe des Reiches angemessen und
angemessen auch der ganzen Tempelanlage. Die beiden Quellen aber, die mit dem kalten und die mit dem warmen Naß, waren von reicher Fülle und mit
ihrem Wohlgeschmack und der Güte des Wassers zum Genusse wunderbar geeignet; die Bewohner nutzten sie, indem sie rings darum ihre Häuser
aufstellten und Baumpflanzungen anlegten, die dem Wasser entsprachen. Und ringsum richteten sie Bassins ein, die einen unter freiem Himmel, die
anderen unter einem Dach für die warmen Bäder im Winter. Die königlichen Bäder waren von den privaten abgesondert; noch andere gab es für die
Frauen und wieder andere für die Pferde und die sonstigen Zugtiere, und alles richteten sie so ein, wie es zur Ausstattung eines jeden dienlich war. Das
abfließende Wasser aber leiteten sie zum Hain des Poseidon, der dank seinem trefflichen Boden einen mannigfaltigen Bestand von wunderbar schönen
und hohen Bäumen hatte, und führten es durch Kanäle den Brücken entlang zu den äußeren Ringen. Dort waren denn auch viele Tempel für manche
Gottheiten, auch viele Gärten und viele Gymnasien angelegt für die Leibesübungen der Männer, während die Übungsplätze für die Pferde abseits auf den
beiden Inseln zwischen den Wasserringen lagen. So hatten sie unter anderem mitten auf der größeren dieser Inseln den Platz für eine Rennbahn
ausgewählt; sie maß 1 Stadion (180m) in der Breite, und in ihrer Länge um den ganzen Ring bot sie Raum für den Wettlauf der Pferde. Um sie herum
aber lagen auf beiden Seiten die Kasernen für den Großteil der Leibwächter; den zuverlässigeren aber war die Wache auf dem kleineren Erdring
anvertraut, welcher näher an der „Akropolis“ lag und denjenigen, die sich vor allen anderen durch ihre Treue auszeichneten, waren die Unterkunftsräume
im Inneren der Burg, unmittelbar um den Königspalast zugewiesen. Die Werften aber waren angefüllt mit Dreiruderern (Trieren) und mit all den
Gerätschaften, die zur Ausstattung dieser Schiffe gehören, und alles das lag in genügender Menge bereit. So waren also die ganzen Einrichtungen um
den Königspalast herum. Wenn man aber die äußeren Häfen, drei an der Zahl, durchquert hatte, so stieß man auf eine Ringmauer, die ihren
Ausgangspunkt beim Meer hatte und die überall in ihrem Verlauf 50(?) Stadien (9km) vom größten Ring, der den größten Hafen bildete, entfernt war und
sich dort, wo der Durchstich zum Meer einmündete, wieder zusammenschIoß. Dieser ganze Raum war von vielen dichtgedrängten Häusern besetzt. Die
Ausfahrt und der größte Hafen aber waren überfüllt von Schiffen und von Kaufleuten, die aus allen Richtungen herkamen und mit ihrer Menschenmenge
Tag und Nacht ein lautes Stimmengewirr und ein vielfältiges Getümmel verursachten.

10. Über die Stadt und wie es um die Residenz herum nach deren Gründung aussah, habe ich nun so ziemlich das berichtet, was man damals überliefert
hat. Und nun muß ich zu erzählen versuchen, wie das übrige Land von Natur beschaffen war und welcher Art seine Einrichtungen waren. Zunächst einmal
soll das ganze Land sehr hoch gelegen und vom Meer steil aufgestiegen sein; nur um die Stadt herum sei eine große Ebene gewesen und habe diese
rings umgeben. Sie war aber ihrerseits wieder rundum von Bergen umkränzt, die sich bis zum Meer erstreckten; es war eine flache und gleichmäßige
Ebene, als Ganzes von länglicher Form, die sich in der Länge auf beiden Seiten über 3000 Stadien (540km?), in der Breite, vom Meere aufwärts, über
2000 Stadien (360km?) ausdehnte. Dieser Teil der ganzen Insel lag gegen Süden zu, gegen den Nordwind abgeschirmt. Von den Bergen, die ihn
umgaben, rühmte man seinerzeit, daß sie an Anzahl und Größe und Schönheit alle heutigen übertroffen hätten, und es habe auf ihnen viele reiche Dörfer
der ringsum wohnenden Bevölkerung gegeben, und Flüsse und Seen und Wiesen mit genügender Nahrung für alle Haustiere und alles Wild, und einen
Waldbestand, der in seiner Ausdehnung und mit seinen mannigfachen Holzarten das Material für alle Arbeiten im gesamten und zu allen Zwecken in
reichem Maße lieferte. Diese Ebene nun war von Natur und durch die Arbeit vieler Könige im Verlauf einer langen Zeit auf folgende Weise ausgestaltet
worden. Im großen und ganzen bildete sie ein langgestreckte




Antworten:

NEUES FORUM DER ASTROARCHÄOLOGIEFREUNDE